Die Schaftlänge und die daraus letztlich resultierende Länge des Pfeils hängt zum einen vom idealen Leistungsbereich des Bogens, zum anderen vom individuellen, idealen Auszug ab. Beide Faktoren bedingen einander.

idealer Leistungsbereich des Bogens

Jeder Bogen hat einen idealen Leistungsbereich. Dieser muss beim Gebrauch, will heißen, beim Auszug, erreicht werden, da ansonsten das Potential des Bogens nicht voll ausgenutzt werden kann; suboptimale Schüsse wären die Folge.

Der ideale Leistungsbereich der hier betreffenden, chinesisch-mandschurischen Bogen bewegt sich aufgrund der Länge der Wurfarmenden in der Regel zwischen 32 und 36 Zoll Auszug. Seine Grenze ist meist dann erreicht, wenn der Winkel zwischen Siyah und Sehne nach Auszug circa neunzig Grad beträgt.

Zur genaueren Ermittlung diesen idealen Leistungsbereiches greift man auf die seitens der Bogenhersteller/-bauer meist als „Maximalauszug“ bezeichnete Größe zurück.

Diese wird, wie bei den meisten Reflexbogen, auch bei chinesischen Bogen vom tiefsten, will heißen am nächsten zum Schützen liegenden Punkt des Griffstückes (Bogenbauch) / hinterer Bogengriffkante aus bemessen.

Der ideale Leistungsbereich ist der Erfahrung nach in der Regel zwischen diesem Maximalauszugswert und ca. zwei Zoll weniger anzusiedeln.

  • Hat demnach beispielsweise ein Bogen einen Maximalauszug von 35 Zoll, so liegt der ideale Arbeitsbereich ca. zwischen 33 bis 35 Zoll.

Die Pfeilschaftlänge, gemessen von Nockboden bis Spitzenbasis, sollte somit im Mindestmaß die Untergrenze dieses idealen Leistungsbereiches des Bogens erreichen, um die Leistungsfähigkeit des Bogens voll ausnutzen zu können.

  •             Im Beispielsfall müsste diese somit mindestens 33 Zoll betragen.

Aus dem Voranstehenden ergibt sich, dass der ideale Leistungsbereich des Bogens mit dem individuellen, idealen Auszug des Schützen auch korrelieren muss, will heißen, der Schütze muss diesen auch erreichen können.

Ist dies nicht möglich, das heißt, erreicht der den individuellen Verhältnissen entsprechende, ideale Auszug den idealen Leistungsbereich der Bogen nicht - etwa weil der Schütze zu klein ist, zu kurze Arme hat etc. - wird er die Leistungsfähigkeit des Bogens nicht voll ausschöpfen können; Schußergebnisse würden unzureichend ausfallen. Daran würde auch die Verwendung überlanger oder gekürzter Schäfte bzw. Pfeile nichts ändern.

In solchen Fällen muss über die Anschaffung eines Bogens im hier relevanten Design mit einem, dem individuellen Auszug entsprechenden Leistungsbereich nachgedacht werden.

Ein selbiges gilt nur eingeschränkt, wenn der individuelle, optimale Auszug angesichts des idealen Leistungsbereiches des Bogens zu weit sein sollte:

In einem solchen Falle wäre nur darauf zu achten, dass der Schütze den Bogen nicht überzieht.

idealer Auszug / Auszugslänge des Schützen

Zur Bestimmung des den individuellen Verhältnissen entsprechenden, idealen Auszuges bzw. der dahingehenden Auszugslänge heißt es in chinesischen, wie japanischen Quellen oft, dass dazu von der Halsmitte bis zur Spitze des Mittelfingers der ausgestreckten Hand des rechtwinklig zur Seite abgespreizten Bogenarmes gemessen werden solle.

Bild folgt

Der auf diese Wiese ermittelte Wert wird jedoch im selben Kontext auch als „idealistisch“ und in realiter nie erreichbar bezeichnet. Er ist somit nur als ungefährer Richtwert anzusehen, der auch mit viel Übung nie erreicht werden dürfte, geschweige denn aus welchem heraus sauber geschossen werden könnte.

Subtrahiert man von dem solchermaßen ermittelten Wert einen halben bis einen Zoll, ergibt dieses einen Wert für die Auszugslänge, die mit einiger Übung aus erreicht werden bzw. aus der heraus, ebenso mit einiger Übung, auch sauber geschossen werden kann.

Jener Wert stellt den möglichen Auszug, bezogen auf einen solchen vom tiefsten, will heißen, am nächsten zum Schützen liegenden Punkt des Griffstückes (Bogenbauch) / hintere Bogengriffkante dar.

  • Ergibt sich danach beispielsweise ein idealer, individueller Auszug von 34 Zoll, so ist dieser an die hintere Kante des Griffstückes anzulegen.

Ist dieser Wert ermittelt, ist er mit dem Wert des idealen Leistungsbereiches des Bogens abzugleichen.

Idealerweise sollt der Wert des idealen, individuellen Auszuges in den Wert bzw. die Spanne des idealen leistungsgerechtes des Bogens fallen.

Erreicht er ihn nicht, wird der Schütze die Leistungsfähigkeit des Bogens nicht voll ausnutzen können; überschreitet er ihn, muss der Schütze darauf achten, den Bogen nicht zu überziehen.

letztliche Schaftlängenermittlung

Fällt der Wert des idealen, individuellen Auszuges in den Wert bzw. die Spanne des idealen leistungsgerechtes des Bogens, kann dieser ideale, individuelle Auszugswert zur letztlichen Berechnung der Pfeilschaftlänge herangezogen werden:

Der so ermittelte Wert bzw. die so ermittelte Länge wird nicht die letztliche Länge des Schaftes sein.

Denn angesichts der erwähnten Ermittlungsmethode bestünde bei einem Pfeilschaft, der nur diese Länge aufwiese, die Gefahr, dass ein aus ihm gefertigter Pfeil bei etwaigen Unsauberkeiten oder Unachtsamkeiten beim Auszug eventuell überzogen bzw. hinter die hintere, zum Schützen zugewandte Kante des Bogengriffes gezogen, dort ggf. verkantet oder etwa von der Bogenhand fallen würde.

In der Regel wird man, um dieses zu vermeiden sowie die Breite des Bogengriffes sicher zu überbrücken, einen Wert von einem Zoll hinzurechnen.

Eine auf diese Weise ermittelte Schaftlänge wird in der Regel für einen Pfeil ausreichend sein.

Zu dieser Schaftlänge wird man später noch die Länge der aufzusetzenden Spitze – Schraub- oder Schaftdornspitze – hinzuaddieren müssen, um letztlich die Gesamtlänge des Pfeiles zu ermitteln.

  • Im historischen Kontext würde man hier angesichts der früher verwendeten, meist recht raumgreifenden Schaftdornspitzen, die nicht selten mit Widerhaken oder Ähnlichem bewehrt waren, noch etwas mehr an Schaftlänge hinzuaddieren müssen.
    Dieses ist aber heute mangels der Verwendung solcher Spitzen nicht mehr nötig.
Faustformel

Oftmals ist die Ermittlung der Schaft- und Auszugslänge in der voranstehend ausgeführten Form – gerade Einsteigern oder Anfängern – jedoch zu mühselig.

Daher kann, zumindest anfangs, auf eine Faustformel zurückgegriffen werden:

Dazu wird bei gegriffenem Bogen in Vollauszugshaltung von der Spitze des ausgestreckten Daumens der Bogenhand bis kurz hinter das Ohrläppchen der Auszugsarmseite gemessen.

Man kann zu diesem Zweck auch den Bogenarm seitlich um 90 Grad abspreizen, den Bogen unausgezogen halten, eine Holzleiste über den Daumenrücken legen und jene mit der Zughand bis zu besagten Punkt eng am Körper liegend zurückführen.

Auszugslängenbestimmung

Der auf diese Weise ermittelte Wert muss, wenn man von ihm einen Zoll abzieht, sich im Bereich des idealen Leistungsbereiches des Bogens – Bereich zwischen Maximalauszugslänge laut Hersteller/Bogenbauer minus maximal zwei Zoll – bewegen.

Ist dies der Fall, entspricht ein Pfeil mit einer Gesamtlänge, die dem so ausgemessenen Wert zuzüglich aufgebrachter Spitze entspricht, in etwa sowohl dem individuellen Auszug, als auch dem idealen Leistungsgerecht des Bogens.

Bei korrekter Ausführung der hier beschriebenen Technik und entsprechendem Zuggewicht dürfte es den meisten Schützen nach einiger Zeit gelingen, einige Zoll weiter auszuziehen, den sogenannten, den individuellen Verhältnissen entsprechenden, optimalen Auszug zu erreichen. Dieser wird bei Verwendung des mandschursichen Daumenringes in der Regel ein wenig vor der Höhe des Schultereckgelenkes des Zugarmes zu finden sein. Ein derart langer Auszug wird auch oft als "klassisch" oder typisch für mandschurische Bogen bezeichnet.

Auszugslängenbestimmung beim Gebrauch mandschurischer Bogen mit typischem, langen Auszug