Einschießen ist nach der Erwärmung die zweite Komponente eines jeden Trainings oder Wettkampfes.

Es setzt somit ein vorher erfolgtes Aufwärmen voraus, ist selbst kein solches.

Leider wird das Einschießen als solches immer recht stiefmütterlich behandelt oder missverstanden:

Es dient dazu, dem Körper die nicht unbedingt natürlichen Bewegungsmuster des Bogenschießens, soweit sie denn vorher trainiert wurden, in Erinnerung zu rufen bzw. konditionierte Reflexe zu aktivieren.

Dieses ist ungeachtet der Altersgruppe der Schützen notwendig, um zügig einen flüssigen Bewegungsablauf sicherzustellen. Umgangssprachlich soll gewährleistet werden, dass im darauffolgenden Training oder Wettkampf motorisch alles „rund“ läuft.

Ähnliches ist zum Beispiel auch von Musikern bekannt - sie spielen sich vor Konzerten aus den selben Gründen "ein". 

Unterbleibt es, wird in der Regel wertvolle Trainingszeit vergeudet, bis die Motorik die abgeforderten Bewegungsabläufe flüssig liefert.

Im Wettkampf kann sich ein unterbliebenes Einschießen dahingehend negativ auswirken, dass man die ersten Pfeilpassen oder Ziele noch nicht so ideal schießt, wie dieses bei flüssigem Bewegungslauf möglich gewesen wäre und somit wertvolle Punkte verschenkt.

Vorangezeigter Stellenwert des Einschießens wird leider oft unterschätzt und es daher nicht oder in nicht ausreichendem Maße betrieben.

Ursachen dafür sind neben Unkenntnis auch psychische Faktoren:

Vor Wettkämpfen redet man sich ein, sich deswegen nicht Einschießen zu wollen, weil dabei erzielte „Ergebnisse“ ein schlechtes Omen für den darauffolgenden Wettkampf sein könnten; man befürchtet, sich bei eventuellen „Fehlschüssen“ vor anderen zu blamieren oder man will eventuell anwesenden Konkurrenten nicht „psychisches Futter“ liefern oder die Möglichkeit geben, sich etwas „abzuschauen“.

Leider befördern Veranstalter von Wettkämpfen solches oft:

Einschießziele werden möglichst klein, möglichst weit entfernt oder vor Pfeilzerstörung/-verlust bei Fehlschüssen signalisierenden Hintergründen platziert, sodaß bei den Schützen schon vor dem Beginn des eigentlichen Wettkampfes unnötiger Stress provoziert wird, der schließlich zum Abbruch des Einschießens nach dem Motto „Drei reicht…sonst wird’s noch schlimmer...“ führt.

Schützen, die Parcoure besuchen, wollen sich oft mangels Zeit sowie ob der Vorfreude auf den Parcours nicht mit der „Lästigkeit“ eines Einschießens befassen.

Unter den vorgenannten Aspekten sollte man sich daher m. E. immer die Zeit nehmen, sich vor jedem Training oder Wettkampf mit 20 bis 30 Schuss, aufgeteilt auf Fünfer- oder Sechserpassen auf maximal 10 – 15 Meter bei einem Zielobjekt von 60 x 60 cm einzuschießen.

Dabei soll nochmals betont werden:

Es geht hierbei um die häufige Wiederholung der für den Schuss notwendigen Bewegungen.

Sicher ist es förderlich, wenn jene mit einem Aufschlag des Pfeils im avisierten Zielbereich gekrönt werden.

Dieses ist jedoch nicht das Hauptaugenmerk und sollte zum Zwecke der Streßvermeidung auch nicht zu einem solchen erhoben werden. Druck und Anspannungen werden sich im nachfolgenden Training oder Wettkampf ehedem früh genug einstellen.

Wem diese Möglichkeiten eingangs eines Parcours oder vor einem Wettkampf nicht zur Verfügung stehen, wer sich dort von anderen gestört fühlt, dem bleibt nichts anderes, als sich einen abseits genug liegenden Platz zu suchen, um sich dort unter Verwendung von Naturzielen oder selbst mitgeführter Objekte (z. B. mit Stoffresten gefüllte Säckchen, zerschnitte Bestandteile alter Zielscheiben o. ä.) einzuschießen zu suchen