laminierter Mandschurischer Bogen "Qing 1 - Dragon" von Gui Shunxing/Mariner
Stammdaten

„Cinnabar Qing 1 – Dragon“ - Bogen im Stil der Kriegs- und Jagdbogen der chinesischen Qing-Dynastie (1644-1911)

Hersteller: Bogenbauer Gui Shunxing / Mariner, www.cinnabarbow.com

Länge Siyahende zu Siyahende abgespannt: 145 cm

Länge Siyahende zu Siyahende aufgespannt: 148 cm

Sehnenlänge abgespannt: 145 cm

Sehnenmaterial, -art und -stärke: Dacron, endlos, 16 Strang (Fast-Flight-Verwendung nach Herstellerangabe möglich).

Zuggewicht: 57 lbs. @ 32 Zoll (Auszugsdiagramm anbei)

empfohlene Standhöhe: 7 - 7 1/4 "

max. Auszug: 32 Zoll

Gewicht: ca. 0,6 kg

Materialien: Korpus/Kern – Bambus; Griffstück und Tips/Siyahenden – Maulbeerholz; Rücken- und Bauchlamination mit Gordon Composites ULS Fiberglas

Griffstück:schlank; gleichmäßig zylindrisch; leicht zurückgesetzt; spiralförmig mit glattem Lederband, im Bereich der Pfeilanlage mit schwarzem Wildleder umwickelt

Verzierungen: es stehen diverse, zum Teil aufpreispflichtige Varianten zur Auswahl (klar/ohne; Bogenbauch oder Bogenrücken geschwärzt (Imitat eines Horn-Sehnen-Komposits); Belegung mit (evtl. gefärbter) Schlangenhaut).

Fertigungszeit: Frühjahr 2013

Kosten (2013): 315,- - 330,- U$

Die Verarbeitung des Bogens ist, insbesondere im Vergleich zu dem, was dahingehend in diesem Segment auf dem Markt existiert, sehr solide, stabil und sauber. Im Bereich der Pfeilanlage ist das Entstehen von Gebrauchsspuren – wie bei allen anderen Bogen auch – bei etwaigen Kontakten mit ddem Pfeil jedoch vorprogrammiert.

Bezüglich des Zuggewichtes wurde fast exakt das Bestellte geliefert. Dies ist insofern bemerkenswert, als dass bisherige Tests von „Reiterbogen“ immer konstatieren mußten, dass sich die bestellten von den gelieferten Zuggewichten zum Teil erheblich unterschieden.

Die Standardtlieferung erfolgt mit zwei Dacronsehnen sowie Futteral. Fast-Fligth-Sehnen kosten Aufpreis.

Auszugs- und Schußverhalten

Der Bogen wurde mittels der mitgelieferten Dacronsehne und Daumenablass unter Verwendung eines zylindrischen Daumenrings im chinesisch-mandschurischen Stil geschossen.

Allgemeines

Das Auszugsverhalten ist im ersten Drittel des Vollauszuges etwas schwerer, als im weiteren Verlauf. Zum Ende des Maximalauszuges von 32 Zoll hin läßt sich der Bogen gleichmäßig ziehen, ein Stacking ist nicht zu bemerken.

Dennoch muß bemerkt werden, dass die, in diesem Zusammenhang oft anzutreffende, Bezeichnung „weicher Auszug“ hier, wie auch generell, unsinnig erscheint: Das jeweilige Zuggewicht muss im Vollauszug von 32 Zoll eben auch als solches vom Schützen gehalten werden können und fällt nicht etwa, wie bei einem modernen Compoundbogen, gen Null ab, nur weil ein Auszug „weich“ wäre.

Aufgrund der Bauweise geriert der Bogen – wie alle Bogen des chinesischen Kulturkreises – einen gewissen Handschock, der sich sowohl auf die Physis des Schützen (Bogenarm nebst Schulter), als auch auf en Pfeilflug negativ auswirken kann. Dieser Umstand ist vom Schützen hinzunehmen und entweder durch schwerere Pfeile zu absorbieren oder durch entsprechendes Herausnehmen/-drehen des Bogens aus der Schußbahn sowie durch Aufrechterhaltung eines höheren, muskulären Tonus zu minimieren zu suchen. Man muß sich, wenn man diese Art von Bogen schießen will, damit abfinden oder sich auf eine andere Art von Bogen focussieren.

Aus dem vorgenannten Grunde sollte auch von vornherein auf eine – historisch zudem nicht belegbare – Verwendung von den derzeitigen Turnierbetrieb u. a. anzutreffendden leichten oder „ultraleichten“, dünnen Pfeilen der Größenordnung 6 -9 gpp. verzichtet und grundsätzlich mit schwereren Pfeilen geschossen weren. Dadurch stabilisiert sich die Pfeilflugbahn nach dem Ablaß auch erheblich schneller.

Hinsichtlich der Länge der Pfeile ist ein volles Ausnutzen der maximal möglichen Auszugslänge – hier 32 Zoll – geboten, da der Bogen nur in diesem Bereich seine volle Leistungsfähigkeit entfaltet.

Lediglich zu Test-/Vergleichszwecken wurde auch auf einen der leichten und kürzeren „Standardt-Pfeil“, wie sie im Turnierbetrieb teilweise zu finden sind, zurückgegriffen (Pfeil 5).

Verwendetes Testmaterial
verwendete Pfeile

Pfeil 1 – Aluminiumpfeil Easton XX 75 Legacy 2219, Länge 32´´, Durchmesser 11/32, 125-grs.-Spitze, Dreifachbefiederung mit Federn 5-Zoll-Shield, Gesamtgewicht 40,47 Gramm / 624,5 grain

= 19,5 gpi

= 10,95 gpp

(Vorteil: extrem bruch- und verwindungsresistent und somit trainingsgeeignet).

Pfeil 2 – Holzpfeil Northern Pine, Spine 55-60, Länge 32´´, Durchmesser 23/64, 125-grs.-Spitze, Dreifachbefiederung mit Federn 5-Zoll-Shield, Gesamtgewicht 35,70 Gramm / 551 grain

= 17,1 gpi

= 9,6 gpp

Pfeil 3 – Holzpfeil Birke, Spine 55-60, Länge 32´´, Durchmesser 23/64, 125-grs.-Spitze, Dreifachbefiederung mit Federn 5-Zoll-Shield, Gesamtgewicht 38 Gramm / 586 grain

= 18,1 gpi

= 10,1 gpp

Pfeil 4 – Holzpfeil Lärche, Spine 55-60, Länge 32´´, Durchmesser 23/64, 125-grs.-Spitze, Dreifachbefiederung mit Federn 5-Zoll-Shield, Gesamtgewicht 47,45 Gramm / 732 grain

= 22,8 gpi

= 12,8 gpp

Pfeil 5 – Aluminiumpfeil Easton XX 75 Platinum Plus 1816, Länge 30 ``, Durchmesser 5/16, 85 grs.-Spitze, Dreifachbefiederung mit 4-Zoll-Shield, Gesamtgewicht 25,8 Gramm / 398 grain.

= 13,2 gpi

= 7 gpp

Im Ergebnis war festzustellen, dass der Bogen bei Verwendung des leichten, kurzen Turnierpfeiles einen moderaten Handschock aufwies; bei der Verwendung der schwereren Pfeile fiel dieser noch geringer aus. Im Vergleich zu einem vorab geschossenen, im chinesischen Design gehaltenen Bogen in sogenannter „Biokomposit-Bauweise“ eines namhaften ungarischen Bogenbauers konnte der Handschock sogar als fast nicht vorhanden bezeichnet werden.

Ansonsten ist das Schußverhalten als ruhig und stabil, mit einem, den Sehenbrücken geschuldeten Schub zum Ende hin zu bezeichnen.

Die Pfeile konnten dadurch recht geradlinig, ohne nennenswertes Wedeln abgeschossen werden.

Subjektiv vermittelte von den Holzpfeilen der Birkenpfeil das beste Schußgefühl. Neben den Erwähnten, wurden testweise auch Abschüsse mit Holzpfeilen aus Northern Pine, Birke und Lärche der Länge 32 Zoll und Durchmesser 11/32 Zoll durchgeführt. Diese nahmen sich jedoch im Hinblick auf eine zu geringe Absorption des Handschocks, wie auch auf ein ausgesprochen unruhiges Abschuß- und Flugverhalten subjektiv gesehen wenig komfortabel aus, sodass von einer Darstellung der Werte im Hinblick auf einen zu empfehlenden Verzicht der Verwendung solcher Pfeile abgesehen wurde.

Ergebnisse
Ergebniswerte Geschwindigkeitsmessungen (Chronometer)

Pfeil 1: 150 ft/sec

Pfeil 2: 156 ft/sec

Pfeil 3: 154 ft/sec

Pfeil 4: 143 ft/sec

Pfeil 5: 167 ft/sec.

Ergebnisse Schußweitenmessungen (Abschußwinkel 45 Grad)

Pfeil 1: 145 m

Pfeil 2: 157 m

Pfeil 3: 155 m

Pfeil 4: 140 m

Pfeil 5: 170 m

Negatives

Als ungünstig erwies sich im Zuge des Schießens die mitgelieferte Dacronsehne: Mitten- und Endenwicklungen sind aus einem derart unflexiblen und porösen Garn gefertigt, dass dieses recht bald an den Sehnenbrücken und den Kontaktstellen des Daumenringes aufbrach. Zudem war die Mittenwicklung an einer Stelle eingeklebt, so dass die Sehne bei der Entfernung der Mittenwicklung an jener Stelle ausfaserte.

Überarbeitung / Modellpflege

Im Rahmen einer Überarbeitung des Modells wurde der Reflex des Bogens verstärkt und die Gesamtlänge des Bogens (geringfügig) verkürzt, um eine etwas ruhigeres Schussverhalten bei einem Mehr an Leistung zu gerieren.

Vergleich Design Qing-1 Dragon altes (oben) und neues Modell (unten)
Vergleich Design Qing-1 Dragon altes (oben) und neues Modell (unten)
Fazit

Sehr gut verarbeiteter Bogen in exklusivem Design mit breiten Variationsmöglichkeiten in der Ausführung und gutem Auszugs- und Schußverhalten sowie angesichts dessen hervorragendem Preis-Leistungsverhältnis.

Man muß jedoch auch eine gewisse Vorliebe für ein Schußverhalten haben, wie es ein solcher Bogen mit sich bringt.

Die mitgelieferte Sehne sollte gegen eine mit flexiblerer Mitten- und Endenwicklung ausgetauscht werden.

Auszugsdiagramm